Ulrike Hagen

Buchautorin und Köchin aus Leidenschaft

Sie ist schon als „Vorarlbergs Martha Stewart“ bezeichnet worden (in Bezug auf die US-amerikanische Fernsehköchin natürlich, nicht auf die Sängerin und Schauspielerin), was Ulrike Hagen mit einem Augenzwinkern kommentiert und damit trotz ihres Erfolgs als Kochbuchautorin und Kolumnistin Bescheidenheit beweist. Die Lustenauerin hat mehrere Bücher veröffentlicht, die buchstäblich in aller Munde sind und teilt ihre schönsten Kochrezepte in einer wöchentlichen Zeitungskolumne.

Gemeinsames Kochen der Generationen

Wir treffen uns mit Ulrike Hagen – ganz klar: in ihrer Küche in einem Einfamilienhaus in Lustenau. Es ist ein Raum, der ganz nach den Plänen der Hausherrin gestaltet worden ist, einladend, in einem amerikanischen Vintagestil gehalten, mit einem großen Tisch in der Mitte. Die Fotos in ihren berühmten Kochbüchern spiegeln also genau jene Atmosphäre wieder, die uns auch beim Eintreten in Ulrike Hagens Küche umgibt. Man merkt, dass Ulrike Hagen als Gastgeberin geübt ist, „bei uns ist immer etwas los“, bestätigt die Mitte-40-Jährige auch prompt, „ich liebe es, wenn Gäste kommen und ich sie verwöhnen kann“.

Ulrike Hagen hatte als junges Mädchen zwar Kochunterricht in der Schule, aber so richtig kochen gelernt habe sie in ihrem Elternhaus, erzählt sie. Ulrikes Vater hat ein Möbelhaus in Weiler aufgebaut („Weiler Möbel“), die Mutter war bei den Töchtern zuhause. „Bei uns zu Hause hat man immer gekocht, die Mama, die Oma. Immer. Die Oma noch sehr traditionell, aber sehr aufwändig und mit großer Tafel bei Familienfesten, die allen sehr wichtig waren. Es gab da beispielsweise Wildragout oder Schnitzel mit vielen Salaten. Das und die Backtraditionen sind von meiner Oma an meine Mama und dann an mich und meine Schwester weitergegeben worden. Ich selbst habe mich weitergebildet, indem ich – eben gekocht habe.“ Von Generation zu Generation ist der Stil, sind die Rezepte, natürlich moderner geworden, „wir haben viel ausprobiert und dieses gemeinsame Experimentieren immer sehr gerne gemocht. Und so bin ich mit dem Kochen aufgewachsen, als Teenager habe ich ganze Weihnachtsmenüs gestaltet.“ Ihre Mutter habe sie dabei nach Lust und Laune werkeln lassen, erzählt Ulrike Hagen, „es war egal, wie die Küche danach ausgesehen hat, sie hat mich einfach machen lassen“.

Von Geburtstagen und Damenrunden,…

Nach Abschluss der Matura ist Ulrike Hagen dann recht schnell ins Geschäft ihres Vaters eingestiegen. Dort hat sie gearbeitet, bis ihr erster Sohn auf die Welt kam, „das ist jetzt 18 Jahre her, und als er klein war, habe ich – gemeinsam mit einer Freundin – für Freunde und Bekannte die Geburtstagsfeiern kulinarisch organisiert. „Über Mundpropaganda hat sich dann so einiges ergeben, viel konnten wir nicht machen, wir hatten ja kleine Kinder“. Dann kam es, wie es kommen musste: Bekannte fragten sie um Kochkurse, es folgten ganze Damenrunden, die von Ulrikes Wissen begeistert waren. Das war vor 15 Jahren. Seither hat sie unzähligen Bekannten – und später auch Unbekannten – in Kursen vorgekocht.

… über eine Zeitungskolumne…

Und dann, rund fünf Jahre später, hatte Ulrike Hagen die Idee, sich für eine Rezept-Kolumne in der Sonntagszeitung „Neue am Sonntag“ zu bewerben. „Ich habe die ersten Ausgaben der damals noch ganz jungen Zeitung durchgeblättert und mir gedacht, dass da dringend noch ein Rezept hinein gehört. Ich habe also dem Chefredakteur einfach eine E-Mail geschrieben, ungefähr mit den Worten: super Zeitung, aber es fehlt etwas zum Kochen. Und er antwortete dann, dass ich doch einmal vorbei kommen soll.“ Das hat Ulrike Hagen dann auch getan. „Er meinte, dass man es noch besprechen müsse… Ich habe ihn dann eine Woche später nochmal angerufen und ihm gesagt, dass ich wirklich Ideen habe. Und dann bin ich wieder hin, und er hat gesehen, was ich zusammengestellt hatte und hat gesagt: Also, fangen wir an mit einer Rezeptkolumne!“. Bis heute schreibt Ulli Hagen also ihre sonntägliche Kolumne. Anfangs dachte sie, dass ihr nach zwei, drei Jahren die Ideen wohl ausgehen würden. „Aber mittlerweile bin ich jetzt schon zehn Jahre dran. Manchmal läuft‘s und ich wüsste fünf Rezepte auf einmal, manchmal bin ich total planlos. Dann gehe ich in einen Lebensmittelladen und schau, was die Saison gerade hergibt und dann ist mir noch immer was eingefallen.“
Es sei schon ab zu vorgekommen, dass Eigentümer von Geschirrgeschäften sich bei ihr gemeldet und erzählt haben, dass sich beispielsweise das neuste Rhabarberkuchen-Rezept wieder einmal auf den Verkauf von Tarte-Geschirr ausgewirkt hat. „- Und das wegen meinem Kuchen!“, lacht die leidenschaftliche Köchin. 480 Rezepte in Kolumnenform waren es bisher, „und es gibt noch so viel neues“…

…bis hin zum ersten, eigenen Kochbuch

Wieder ein paar Jahre später, Ulrike Hagen war inzwischen etablierte Kolumnenschreiberin und beliebte Kochkursleiterin, entwickelte sich die Idee, ein eigenes Kochbuch zu gestalten. Und wieder hat Ulrike Hagen nicht lange gewartet und selbst die Initiative ergriffen: „Ich habe ein Konzept erstellt und bin zum „Bucher Verlag“ nach Hohenems gefahren. Und dann haben wir es tatsächlich umgesetzt. Es war natürlich ein finanzielles Risiko.“ Immerhin galt es, den Fotografen zu bezahlen, die Grafik und so weiter. „Wir hatten zwei kleine Kinder, aber ich habe es einfach gemacht.“ Und im Fall von Ulrike Hagen und ihrem ersten Buch „Kochen aus Leidenschaft“ hat sich der Mut auch bezahlt gemacht.

Inzwischen kommen auch Männer in ihre Kochkurse, Ulli Hagen organisiert dafür beispielsweise Kochkurse für Väter und Kinder. Vorwiegend sind es aber nach wie vor Frauen, die den Weg in ihre Küche in Lustenau finden. Kurz hat sich Ulrike Hagen überlegt, sich in die Reihe der food-blogger, die über eigene Internetseiten ihre Rezepte und Erfahrungen beschreiben, einzuklinken. „Ich weiß, dass die food-blogs boomen. Ich habe darüber nachgedacht, während ich mit dem „Löwenzahn-Verlag“ an meinem zweiten Kochbuch „Köstlichkeiten. Genussvoll durchs ganz Jahr“ gearbeitet habe. Heute bin ich wirklich froh, dass ich nicht eingestiegen bin, denn das Angebot an diesen Seiten ist grenzenlos, gerade im deutschen Sprachraum, der ja verhältnismäßig klein ist. Ich halte mich da raus und überlass es der jüngeren Generation.“

Gesundes Essen schon im Kindergarten

Ulrike Hagen versucht, an den Tagen, an denen ihre Familie gemeinsam am Mittag zu Hause ist, bewusst und gesund zu kochen. „Aber es gibt natürlich auch Tage, an denen es schnell gehen muss, und da gibt es bei uns auch einmal Wursthörnle mit Salat.“ Ulrike Hagen weiß aus eigener Erfahrung, dass die meisten Kinder – wenn sie die Wahlmöglichkeit haben – sich eher für die Pizza entscheiden als für den Gemüseteller. Man müsste da schon viel früher das Bewusstsein für gesunde Ernährung wecken, ist die Köchin überzeugt, am besten schon im Kindergarten: „Man lernt von Blättern und Bäumen, die Kleinen wissen, ob das jetzt eine Buche oder Eiche ist, aber sie haben wenig Ahnung davon, eine Tomate von einer Gurke zu unterscheiden. Es heißt auch in den Schulen immer „gesunde Jause“ und dann verkaufen sie in der Zehnerpause Milchbrote und Leberkäsesemmeln. Im Kindi funktioniert das noch eher, da werden in manchen Einrichtungen Brote mit Paprika und anderem Gemüse angeboten. Ich denke, dass sich durch die zunehmende Berufstätigkeit der Mütter auch die Schulen in diesem Punkt ändern müssen. Beispielsweise müsste man gerade in den Ganztagsschulen viel mehr gesunde Essen anbieten, dass sich die Mütter darüber keine Sorgen machen müssen, wenn sie einmal nicht daheim kochen können. Das ist schwierig. Wir sind noch nicht so weit und ich hoffe, dass die Generation nach uns es einmal leichter haben wird. Wir sind jetzt eben die Generation, die da durchmuss und Grundlagen schaffen kann.“

Wenn eine Köchin zum Essen eingeladen wird

Obwohl das Kochen eine ihrer größten Leidenschaften ist, liebt es auch eine Vorzeige-Köchin wie Ulrike Hagen, wenn sie zum Essen eingeladen wird. „Ich merke, dass sich die Leute dann natürlich besonders verkopfen, was sie kochen könnten“, lacht sie, „aber ja: ich werde tatsächlich noch zum Essen eingeladen. Und ich versichere allen, dass ich auch mit ganz einfachen Sachen oder einem feinen „Briand“ zufrieden bin. Außerdem haben wir eine „Riedenburg-ehemalige-Schülerinnen-Runde“, die sich regelmäßig zum Essen trifft, was mir sehr wichtig und lieb ist. Und wenn ich irgendwo „schön“ essen gehe, nehme ich das schon mal als Inspiration mit nach Hause. Ich bin ja keine gelernte Köchin im klassischen Sinn, also wandle ich das eine oder andere Sterne-Menü so um, dass ich es kochen kann – und alle meine Leser auch“.

Essen nach Lust und Laune

Ihre Inspirationen holt sie sich auch bei ihren Reisen, erzählt Ulrike Hagen, „als ich beispielsweise in Irland war, war hinterher in meiner Kolumne ein Rezept für „brown bread“ zu lesen. Man sieht dann auch in den Kolumnen, dass und wo ich gerade im Urlaub war“, schmunzelt sie. Ulrike Hagen selbst isst und kocht gerne nach Stimmung und mag auch nicht immer das gleiche. „Ich mag Käsknöpfle genauso gerne wie einmal ein Steak oder Salate oder ein Thaicurry, Fisch, alles quer durch. Abwechslungsreich eben.“
Ulrike Hagen arbeitet nach wie vor im Möbelgeschäft ihres Vaters mit, „da habe ich auch nicht immer Zeit, um auf den Märkten und in Bioläden frische und naturbelassene Lebensmittel zu kaufen. Man bekommt mittlerweile auch in den großen Läden schon gute Ware. Ich bemühe mich dort eben, dass ich bewusst auswähle und das funktioniert recht gut“.

Umgang mit Öffentlichkeit

Nach den Erfolgen ihrer Kochbücher hat sich für Ulrike Hagen einiges verändert: „Es war am Anfang schon ungewohnt, in der Öffentlichkeit erkannt zu werden. Ich habe mir anfangs gedacht, ich müsste sogar beim Autofahren jetzt auch immer recht freundlich schauen, weil man mich ja erkennt“, erzählt sie und lacht herzlich. „Ich muss dann schon auch immer wieder grinsen, wenn man mich auf dem Markt anspricht und über Rezepte plaudert, die die Leute nachkochen. Ich mag das. Ich mag die Leute und es ist mir nie unangenehm. Es ist schön, über Kochbücher und Rezepte zu reden als über all den anderen Blödsinn, den es so gibt auf der Welt. Aber ansonsten bin ich da eher bescheiden, ich reize das auch nicht aus. Es kommt auch vor, dass die Leute in meinen Einkaufswagen schielen, um zu sehen, was ich da wohl kaufe. Blöd ist dann halt, wenn da gerade ein fertiges Püree drin liegt“, lacht die Kochbuchautorin. Sie selbst hingegen erkenne Leute immer erst sehr spät, gibt sie zu, „da muss einer schon sehr ausgeprägte Gesichtszüge haben… Ich glaube, in Vorarlberg ist man ziemlich schnell auf einer Promischiene – aber auch genauso schnell wieder weg“.

Schon bald wird es auf den Märkten des Landes neuen Gesprächsstoff geben: Ulrike Hagen möchte im Spätsommer nämlich ein weiteres Kochbuch auf den Markt bringen. Ums „Einkochen“ wird es sich darin drehen, um Marmeladen, eingelegtes Obst und Gemüse, Chutneys, Sirup und Saucen.

Wir freuen uns darauf und wünschen weiterhin viel Erfolg!

Verfasst im März 2017

Nachtrag in unseren News:
27.9.2017: Buchpräsentation Ulrike Hagen

5 Kommentare
  1. Ingrid Pitschmann
    Ingrid Pitschmann sagte:

    Toll geschrieben ???? danke!
    Ich habe beide Kochbücher und ich bin auf jeden Fall ein Ulrike Hagen Fan.
    Auch freue ich mich schon sehr auf das dritte Buch.
    Liebe Grüße Ingrid

    Antworten
    • Angelika Schwarz
      Angelika Schwarz sagte:

      Vielen Dank, das freut uns sehr. Auch wir kochen immer wieder gerne nach den Rezepten von Ulrike Hagen und sind schon gespannt auf ihr nächstes Buch!
      Liebe Grüße von den Schwarz-Schwestern

  2. Prammer Margarete
    Prammer Margarete sagte:

    Ich habe beide Kochbücher,habe das erste von meiner Schwester zum Geburtstag bekommen ,war so begeistert das ich mir das zweite auch sofort gekauft habe. Bin von den Rezepten begeistert und meine Gäste freuen sich auch immer über eine Einladung mit wunderbaren Gerichten. Freue mich schon auf das nächste Buch.
    Liebe Grüße Margarete

    Antworten
    • Claudia Schwarz
      Claudia Schwarz sagte:

      Danke für die lieben Zeilen.Wir sind auch schon gespannt, es dürfte bald soweit sein…

  3. burgstaller ernst
    burgstaller ernst sagte:

    hallo ulrike
    ich möchte dir was mitteilen, schreib mir bitte deine email und das händy zur bildübertragung,
    ich habe deinen ur opa gut gekannt, kraut einhobeln uns stammpfen,
    ich habe die werkzeugmacherlehre beim otto hämmerle gemacht – 1964,
    das kirchturmkreuz als gesellenstück gemacht

    dank ernst

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