SonjaHagen

Visagistin und Unternehmerin

Die junge Visagistin zählt zu den wenigen Vertreterinnen ihrer Branche in Vorarlberg, die von ihrem Beruf gut leben können. Schritt für Schritt hat sich Sonja Hagen in den vergangen zehn Jahren ihren Kundenstock aufgebaut und sich einen ausgezeichneten Ruf über die Grenzen hinaus erarbeitet. Diese Woche hat die gebürtige Bregenzerin ihre eigene Agentur eröffnet, mit der sie als Teamleiterin Visagisten-Aufträge an entsprechend ausgebildete Kolleginnen vermittelt und damit auch die Branche stärken und übersichtlicher machen möchte.

Unbeschwert und doch verantwortungsbewusst

Dass ihr das gelingen kann, nimmt man der Anfang-Dreißigjährigen auch sofort ab: Sonja Hagen versteht es, ihre positive Einstellung weiter zu leiten. Die Unbeschwertheit, mit der sie selbst ihre Kindheit in Wolfurt verbindet, ist ihr augenscheinlich geblieben. Auch die natürliche Neugier und das Interesse, mit der sie und ihre Freundinnen in Kindertagen die Wälder und die Natur rund um ihr Zuhause erkundet haben, hat sie sich bewahrt. Im Lauf der Zeit sind Zielstrebigkeit und Verantwortungsbewusstsein dazu gekommen – beides, sagt Sonja, sind Eigenschaften, die sie für ihren Beruf unbedingt braucht – neben einer guten Portion Humor natürlich, meint sie und schmunzelt.

Der Zufall kam ins Haus

Sonja Hagens berufliche Laufbahn begann – zufällig – zu Hause: „Meine Familie hat manchmal im Sommer Zimmer vermietet, und einmal war eine Maskenbildnerin zu Gast, die für die „Bregenzer Festspiele“ gearbeitet hat.“ Diese Dame hatte dem damaligen Teenager Sonja von ihrem Beruf erzählt und ihr ihren riesengroßen Schminkkoffer gezeigt, „da war es um mich geschehen“, sagt sie rückblickend. „Sie hat mir dann auch von ihrer Arbeit bei den Festspielen erzählt und ich hab mir gedacht: Das möchte ich auch machen.“ Dieser Wunsch überdauerte auch die folgende Zeit, bis sich Sonja Hagen schließlich über die Berufsinformationstage an ihrer Schule beim Vorarlberger Landestheater und bei den Bregenzer Festspielen angemeldet hat, wo sie in den Maskenabteilungen „schnuppern“ durfte. „Dort habe ich dann gemerkt, dass mir das so richtig gefällt, und danach hat sich eins ums andere ergeben: ich habe eine Friseurlehre in einem renommierten Haute Coiffeur-Salon in Bregenz gemacht, den es heute leider nicht mehr gibt. Ich durfte damals sogar mit nach Paris zu großen Shows fahren – eine tolle Ausbildungszeit“, schwärmt Sonja Hagen noch heute.

Arbeiten für ein Butterbrot

Gleich im Anschluss an ihre Lehre hat sich Sonja Hagen in München an der internationalen Akademie „pure idea“ als Hair- & Make-up-Artist ausbilden lassen. Die Ausbildung wird zwar auch in Österreich oder in der benachbarten Schweiz angeboten, „allerdings haben die deutschen Schulen in der Branche einfach den besten Ruf – bei den Bregenzer Festspielen ist eine Ausbildung dort beispielsweise Voraussetzung für eine Mitarbeit“, sagt Sonja Hagen, die gleich nach ihrem Abschluss wieder zurück nach Vorarlberg gekommen ist. Um es bis dahin zu schaffen, wo die Visagistin heute steht, „muss man gerade am Anfang bereit sein, für ein Butterbrot oder sogar ohne Lohn zu arbeiten, von Fotograf zu Fotograf tingeln, nur um dabei zu sein und sich eine Fotomappe zu erarbeiten. Nur so schafft man überhaupt erst einmal den Einstieg“.

Gute Ausbildung zahlt sich aus

Der Lohn fürs Durchhalten sei dafür umso schöner, sagt Sonja Hagen: „Der Beruf ist sehr vielseitig – man kann bei Modeschauen arbeiten, bei Fotoshootings, für Zeitungen/Magazine, fürs Fernsehen oder private Anlässe wie Hochzeiten beispielsweise.“ Aber die Visagistinnen, die hier im Land tatsächlich ausschließlich von diesem Beruf leben können, könne man an einer Hand abzählen. Die Kunden erkennen schnell, wer nur einen zweiwöchigen Visagisten-Kurs absolviert hat und wer sich jahrelang fortgebildet hat. Für viele Mädchen und junge Frauen, die von diesem Beruf träumen – und davon gibt es viele – bleibt es dann eben nur ein Traum.

Ich habe mich immer stark gefühlt

Sonja Hagen hat sich – gerade auch in ihrem Beruf – immer als starke Frau gefühlt. „Ich finde, man kann durchaus Frau sein in unserem Land, für mich hat es sich jedenfalls immer gut angefühlt. Klar, arbeiten wir als Visagisten auch mit vielen Männern zusammen – Fotografen, Regisseuren, Kameraleuten beispielsweise – und da muss man sich schon immer wieder mal behaupten. Aber mein Beruf ist eine Frauendomäne und da habe ich mich immer sehr stark gefühlt“. Was hingegen – vor allem in der ersten Jahren – deutlich schwächer ausgefallen ist, war die Zeit für Sonjas Privatleben: „Man bekommt die Termine meist sehr kurzfristig – oft nur einen Tag davor, mein komplettes Privatleben habe ich zurück geschraubt. Man muss den Beruf lieben und bereit sein, auf vieles zu verzichten, auch am Abend oder sogar in der Nacht arbeiten können – und wollen“. Mitunter sind Sonjas Arbeitstage, speziell TV- und Filmdrehtage sehr, sehr lange. Und die ersten Jahre hat es ihr auch nichts ausgemacht, privat zurück zu stecken, sie hat es nicht einmal wirklich gemerkt, gibt sie zu. „Erst als mich dann Freunde und Familie darauf angesprochen haben, dass ich nie einen Tag oder ein Wochenende frei habe… Mittlerweile bin ich soweit, dass ich mir Freiräume und Zeit für mein Privatleben schaffen kann. Wenn man sorgsam mit der Terminplanung umgeht, dann kann man das gut organisieren – auch Zeitmanagement kann man lernen!“

Außergewöhnliche und starke Persönlichkeiten

Seit über zehn Jahren arbeitet Sonja Hagen unter anderem fix im Visagisten-Team des ORF in Vorarlberg, das sie auch seit fünf Jahren leitet. Nervös ist sie bei all den Erfahrungen mit bedeutenden und prominenten Menschen so gut wie nicht mehr. „Das einzige Mal, als ich wirklich nervös war, war als ich Erbprinz Alois von Liechtenstein für ein Interview schminken musste. Ich wurde da auf‘s Schloss und in die Privatgemächer geführt und habe ihn für seinen Auftritt vorbereitet. Allein bis man überhaupt ins Schloss eingelassen wurde, die langen Gänge, das war ein Abenteuer! Der Fürst selbst war dann so richtig nett – und er hat sich auch gern richten lassen“, schmunzelt sie. Es ist allerdings weniger der oft prunkvolle Lebensstil der Prominenten, der sie fasziniert. In ihrem Beruf trifft sie vielmehr auf außergewöhnlich starke Persönlichkeiten, von denen sie auch für ihr eigenes Leben viel mitnehmen kann. „Eine, die mich immer wieder fasziniert, ist die Österreichische Kulturjournalistin und TV-Moderatorin Barbara Rett, die ich seit neun Jahren immer wieder style. Sie ist eine so liebenswerte, intelligente und starke Persönlichkeit, die so viel geschafft hat in ihrem Leben. Sie inspiriert mich immer wieder aufs Neue.“

Ein eigenes Studio, eine eigene Agentur

Vergangenes Jahr hat Sonja Hagen ein eigenes Make-up Studio in Lochau eröffnet. Diese Woche hat sie ihre Make-up-Artist Agentur eröffnet, mit der sie Visagistinnen im Land vernetzen möchte. „Die Jobs in Vorarlberg sind rar – umso wichtiger ist es, zusammen zu arbeiten. Gemeinsam sind wir stark, sich gegenseitig zu behindern, führt zu nichts. Meine derzeitigen Mitarbeiterinnen sind zusammen ein tolles Team und bestens vernetzt. Mit den Fähigkeiten der einzelnen, die jeweils unterschiedlich spezialisiert sind, können wir fast jede individuelle Anfrage abdecken“, freut sich Sonja auf ihre neue Aufgabe als Agenturleiterin. Ihr Ziel ist eine gemeinsame, koordinierte Zusammenarbeit der Visagistinnen, die übrigens alle selbständig und nicht bei Sonja Hagen angestellt sind. „Denn gut vernetzt zu sein, ist in unserem Job sehr wichtig. Dann kommen die Aufträge mitunter auch unerwartet.“ So wie Sonja Hagen durch ihr Networking beispielsweise die Chance hatte, am Set von außergewöhnlichen Filmproduktionen wie „James Bond – Quantum of Solace“ mitzuarbeiten, wo die Visagistin in Bregenz und Feldkirch großes Kino miterleben durfte.

Wir wünschen der frisch gegründeten Agentur „Amare“ und ihren Mitarbeiterinnen jede Menge solcher spannender Arbeitsplätze und viel Erfolg!

Verfasst im Februar 2017

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