Maiken Kloser

Modedesignerin

Die gebürtige Harderin entwirft und produziert unter ihrem eigenen Label „Maiken K.“ elegante, hochwertige und – wie sie betont – tragbare Mode. Nachdem Maiken Domenica Kloser 2014 den „Ringstraßen Galerien Designer Award“ gewonnen hat, sind ihre ein- bis zwei Mal jährlich erscheinenden Kollektionen auch international bekannt. Die 29-Jährige lebt und arbeitet in Wien und hat ihre Mode nicht nur auf der Vienna Fashion Week, sondern auch bei den Modewochen in Paris und London gezeigt. Der Einsatz von alter Handwerkskunst in ihrer Mode, beispielsweise geflochtene und geknüpfte Details, hat sich zu einem ihrer Markenzeichen etabliert.

Wir treffen Maiken Kloser in einem Cafe direkt am Bodensee. Die Designerin verbringt gerade ein paar Tage in Vorarlberg. „Und das erste, was ich gemacht habe, als ich gestern hier ankam“, erzählt sie fröhlich: „Ich musste sofort an den See. Das bedeutet für mich einfach Kindheit und Jugend, der See ist etwas ganz Wichtiges für mich“. Und damit sind wir auch schon mitten im Thema:

Titelbild: ©Maiken Kloser

Ich bin ein Seekind

Maiken Kloser ist in Hard aufgewachsen, dort auch in den Kindergarten und in die Schule gegangen: „Ich bin ein klassisches Seekind. Ich mag Vorarlberg zwar ganz gern. Aber das, was ich in Wien am meisten vermisse – abgesehen von meiner Familie – ist der Bodensee“, erzählt die Wahlwienerin. Und das kommt nicht von ungefähr: Ihr Vater, Reinhard Kloser, war Kapitän der Hohentwiel, einem alten Schaufelraddampfer, mit dem der gelernte Schifffahrts-Ingenieur nicht nur Jahrzehnte lang über den Bodensee fuhr, sondern den er auch zuvor mit viel Eigeninitiative vor der Verschrottung gerettet und wieder seetauglich gemacht hatte. „Und wenn ich an meine Kinderzeit zurückdenke“, sagt seine Tochter Maiken heute, „dann denke ich automatisch an den Bodensee und an das Schiff. Von meinem Papa habe ich übrigens auch die Detailverliebtheit mitbekommen…“.

Von ihrer Mutter hat Maiken Kloser dann wohl die Liebe zum Nähen geerbt. Denn „meine Mama hat meinen beiden Schwestern und mir immer schon sehr viel selbst genäht. Sie hat mir das auch sehr früh beigebracht. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich als Kind auf ihrem Schoß gesessen bin – vor uns die Nähmaschine. Die Mama hat das Pedal bedient und ich durfte nähen. Sie hat uns schon sehr früh anziehen lassen, was wir wollten“, lacht die Designerin, „auch wenn ich mir nur das eine Hosenbein gekürzt hatte und das dann anziehen wollte, hatte sie nichts dagegen. Ich kann mich auch noch an Schachteln mit Stoffen und Spitzen erinnern, die uns die Mama zum Spielen gegeben hat. Ich glaube, das hat mich schon sehr geprägt in dem, wie ich Stoffe sehe oder was mir gefällt“.

Entschlossen und kreativ

Für Maiken Kloser war damals schon klar, dass sie einmal einen Beruf ausüben würde, der in irgendeiner Form mit Stoffen und Kleidung zu tun hat: „Da hat es von mir nie einen Gedanken in eine andere Richtung gegeben.“ Überhaupt, sagt sie, sei sie jemand, der einfach macht. Jemand, der nicht lange darüber nachdenkt, grübelt und sich das Hirn zermartert. „Mir gefällt etwas, und das mache ich dann auch. Und ich kann ganz schnell sagen, ob mir etwas gefällt oder nicht. Und ich glaube, es ist im Leben auch sehr wichtig, dass man entschlossen ist“.

Nach ihrer Matura an der HTL in Dornbirn gab es für Maiken Kloser daher nur zwei logische Schritte, die für sie in Frage kamen: „Entweder ich bleibe in Vorarlberg und arbeite für einen Wäsche- oder Textilkonzern.“ Schnell stellt die Designerin aber klar, dass dieser Weg für sie nie eine wirkliche Option war: „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich da nicht glücklich werden würde. Ich bin nicht jemand, der in einem Büro sitzt. Für mich ist ein Bürojob ein Albtraum. Und ich bin auch nicht jemand, der gerne ein winziger Teil einer großen Firma ist. Diese Vorstellung war für mich immer schon zu wenig direkt und kreativ.“ Also führte sie der andere Weg, der noch infrage kam, aus Vorarlberg weg und nach Wien.

Mutterfigur in der Fremde

Maiken Kloser hatte das Glück, zunächst bei Promi-Modeschöpfer La Hong in Wien unterzukommen. „Eine schöne und schwierige Zeit“, fasst sie zusammen, „ein Jahr, das mir bewusst machte, dass mir die Arbeit in einem Atelier liegt und sehr gefällt“. Im Anschluss absolvierte sie die Meisterklasse für Kostümdesign und hat auch an diese Zeit nur die schönsten Erinnerungen: „An meiner Schule war eine ältere Lehrerin, die mittlerweile in Pension ist. Diese Frau war eine ganz entscheidende Person auf meinem beruflichen Lebensweg. Sie hat mir viel beigebracht und mich in meinen Ideen bestärkt und unterstützt – sie war eine Art Mutterfigur in der Fremde. Sie hat mir die große Liebe zu dem vermittelt, was alles mit Stoffen möglich ist. Wir sind oft bis elf Uhr nachts in der Schule gesessen und haben einfach Ideen umgesetzt, gearbeitet, genäht und produziert.“

Während ihrer Ferien hat die angehende Designerin immer wieder auch in der Kostümabteilung der Bregenzer Festspiele gearbeitet, um zu lernen und um etwas dazu zu verdienen.

Harte Realität in Billiglohnländern

Nach Abschluss der Meisterprüfung als Schneiderin im Jahr 2009 war für Maiken Kloser besiegelt, was ohnehin schon immer feststand: „Ich wollte nur noch Kleidung machen.“ Sie hat an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert und 2016 abgeschlossen. „Während des Studiums habe ich viele Gleichgesinnte getroffen“, erzählt sie. „Wir haben zu der Zeit schon angefangen, Modeschauen für Freunde und Bekannte zu organisieren, haben ganz billig Räume gemietet und unsere Kreationen vorgestellt. Unsere Mitstudentinnen waren unsere Models. Mit der Zeit hat sich das dann auch herumgesprochen. Und es ist gewachsen.“

Je mehr Maiken Kloser selbst produzierte und ihre eigenen Kreationen umsetzte, desto weniger konnte sie sich erklären, wie es möglich sein konnte, „einen Handwerksartikel wie T-Shirts und Hosen so billig zu verkaufen wie es eben in vielen Läden bei uns üblich ist. Ich weiß, wie viel Arbeit und Zeit dahinter steckt.“ Während eines Praktikums schaffte sie es schließlich, sich in Bangladesch selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen der Stoff- und Kleidung produzierenden Fabriken in einem Billiglohnland zu machen: „Und es ist genauso, wie man es immer hört. Man muss da gar nichts schön reden. Kinderarbeit. Kaum Lohn. Miese Arbeitsbedingungen. Ein Europäischer Einkäufer hat dort auf einer der makaber-schicken Mode-Partys mit bestem Essen zu mir gesagt, dass man froh sein könnte, dass die einheimischen Arbeiter keinen Fernseher oder sonst einen Zugang zur restlichen Welt haben und sich informieren können, wie es abseits der Fabrikhallen läuft. Und dann hat er mir ein paar Fotos seiner Enkelkinder gezeigt. Da ist mir richtig übel geworden. Wie kann man nur so skrupellos sein!?“

Die Tageszeitung „Der Standard“ hat nach ihrer Rückkehr die Erlebnisse der Modestudentin in einer Online-Ausgabe publiziert: derstandard.at: „Am Ursprung des Skandals“

Maiken K.

Die Erfahrungen in Bangladesh haben Maiken Kloser darin bestärkt, dass aus ihrem Label „Maiken K.“ kein großes Unternehmen werden soll. „Das ist nicht mein Ziel. Ich freue mich, wenn es wächst und ich auch einmal ein paar Schneiderinnen anstellen kann. Aber ich will immer wissen, woher meine Stoffe kommen, wie, wo und was produziert worden ist. Ich möchte das jederzeit kontrollieren können.“

Designed by Maiken K. Foto: Elisabeth Gatterburg

Designed by Maiken K. Foto: Elisabeth Gatterburg

Bild-Hinweise: 
Foto: Elisabeth Gatterburg
Designed by: Maiken K.
Stylist: Guy-didier Debast
Make-up & Hair: Michelle Moé / Fresh
Models: Annabelle Mödlinger & Anfisa Polekhina / Stella Models & Talents

Als sie in der Weihnachtszeit im Jahr nach ihrer Rückkehr von Bangladesch im Zug von Vorarlberg nach Wien saß, las sie zufällig die Ausschreibung zum „Ringstraßen Galerien Designer Award“ . Da gerade im Studium nicht allzu viel los war, wagte Maiken Kloser eine Einreichung. „Ich hab es einfach probiert und eine Zeichnung abgegeben. Danach bin ich nach Mexiko geflogen und dachte nicht mehr daran.“ In der Zwischenzeit hatte die Jury entschieden, dass Maiken Klosers Entwurf umgesetzt und der Jury präsentiert werden sollte. „Das verzweifelte Team konnte mich zunächst nicht erreichen, da ich ja im Ausland war. Ich habe erst davon erfahren, als ich wieder einmal meine Emails angesehen habe. Da war ich also. In Mexiko. Das Kleid war natürlich nicht fertig, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie meinen Entwurf auswählen!“

Maiken Kloser hat dann eben in Mexiko die Stoffe gekauft und zuhause in Wien – innerhalb von zwei Wochen – das Kleid genäht. „Bis zum letzten Moment wieder einmal“, lacht sie. Das passiere ihr nicht eben selten, gesteht sie: „ Aber ich denke mir immer: irgendwie geht’s! Wenn ich beispielsweise den Auftrage bekomme, dass ich in einem Monat 20 Kleider produzieren soll und ich zuerst nicht weiß, wie ich das schaffen soll, dann bin ich sicher: es geht trotzdem irgendwie. Und diese Zuversicht gibt mir eine große Sicherheit. Es funktioniert auch immer irgendwie – weil ich noch immer einen Schlupfwinkel gefunden habe! Und ich mag das auch. Ich bin nicht jemand, der schon lange im Vorhinein die Dinge erledigt. Ich brauch einfach viel Druck, um dann auch richtig Gas zu geben, um gut zu sein, um schnelle Entscheidungen zu treffen.“

Der Einstieg in den Erfolg

Und dann hat Maiken Kloser tatsächlich gewonnen: „Das war richtig cool. Immerhin waren meine Mitbewerber alle schon mehr oder weniger etabliert. Und dann ist es richtig losgegangen! Ich war im ersten Moment richtig überfordert, denn am nächsten Tag waren Handy und Facebook-Messenger übervoll mit mehreren Hundert Nachrichten. Ich habe gar nicht gewusst, was ich damit anfangen soll. Wie ich das filtern soll. Teilweise sind da natürlich auch ungute Menschen dabei, die an deinem Erfolg ganz gekonnt mitnaschen wollen. Ich war 24. Und ich kannte die Szene natürlich noch nicht wirklich. Ich wusste nicht, was war gut, was war schlecht.“ Aber auch bei diesen Fragen hat die 29-Jährige es bislang immer geschafft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Ein Preis dieser Größenordnung ist sicher hilfreich für den Einstieg in eine Szene, die weltweit aktiv und sehr breit ist“, erklärt die Designerin. „Gerade wenn du kein Budget zur Verfügung hat, mit dem du deinen Namen bekannt machen kannst, ist ein Preis die beste und ehrlichste Werbung, die man haben kann.“ Das Siegerkleid übrigens hat sie bis heute behalten…

Bild-Hinweise:
Ringstraßen Galerien Designer Award 2014; Foto: ©Thomas Lerch

Altes Handwerk aufwerten

Maiken Kloser legt bei ihren Kreationen großen Wert auf handwerklich hochwertig gefertigte Materialien. „Das Knüpfen beispielsweise hab ich noch von meiner Mama gelernt, ich habe das immer schon gemacht. Das ist für mich schon fast ein Hobby. Ich bin jemand, der nicht gerne mit modernen Technologien arbeitet, ich mag auch Computer nicht gern. Ich finde es cool, wenn man alte Techniken wieder so aufwertet, dass sie wieder aktuell und in Mode sind.“ Die Designerin entwirft ihre Kollektionen nicht nur, sie fertigt viele ihrer Kleidungsstücke selbst: „Es geht dabei auch ganz viel ums Ausprobieren. Eine Zeichnung allein reicht da oft nicht aus, man muss probieren, ändern, wieder von vorne anfangen. Ich bin da auch sehr pingelig, wenn es um die Details geht.“ Maiken Kloser arbeitet gerne mit historische Elementen, mit schwarz-weißen Stoffen und maximal ein, zwei Farben dazu. Zudem gibt sie sich in jeder Saison ein Thema, das sich dann in jeweils abgewandelter Form durch ihre Arbeiten zieht. Und eines ist ihr ebenfalls besonders wichtig: „Es gibt ganz viel Mode, die schön anzusehen, aber nicht tragbar ist. Ich möchte, dass man meine Kreationen auch tatsächlich anziehen kann.“

Designed by Maiken K. Foto: Elisabeth Gatterburg

 Designed by Maiken K. Foto: Elisabeth Gatterburg

Zwischen Unterricht und Atelier

Ein Jahr lang war die Modedesignerin dann mit ihrem Label komplett und ausschließlich selbständig: „ Es ist schön. Aber es ist auch sehr einsam. Ein Tag im Atelier ist zwar eine produktive, schöne Arbeit, aber du bist allein.“ Daher unterrichte Maiken Kloser mittlerweile nebenher auch die Fächer „Entwurf, Sticken, Drucken und Oberflächengestaltung“ an eben jener Schule in Wien, an der sie selbst ihre Meisterprüfung und so viele tolle Erfahrungen gemacht hat. „Da sind übrigens viele Vorarlberger dabei! Und das ist ein toller Ausgleich, da gibt es jetzt eine Balance in meiner Arbeit!“ Momentan fertigt Maiken Kloser in ihrem Atelier in Wien überwiegend Braut- und Ballroben, denn „das ist für mich am herausforderndsten und am schönsten. Es läuft“, strahlt sie und verrät uns, dass nach ihrem Japan-Urlaub, den sie gleich nach ihrem Vorarlberg-Besuch antreten wird, größere Projekte geplant sind, die im September anlaufen. Details darüber dürfe sie leider noch nicht sagen.

Wir gehen davon aus, dass wir bald darüber lesen werden…

Verfasst im August 2017

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