Cornelia Baumgartner

Sounddesignerin und Komponistin

Die Bregenzerin erweckt Geschichten zum Leben – mit Tönen, Geräuschen und selbst komponierter Musik. Bereits in ihren Kindertagen hat es Cornelia Baumgartner verstanden, mit Musik Emotionen und Stimmungen zu erzeugen. Nach ihren Jugendjahren mit zahlreichen Bandauftritten und ihrem Intermedia-Studium an der Fachhochschule Vorarlberg, arbeitet Cornelia Baumgartner nun seit einem Jahr als selbständige Sounddesignerin für Film, Animation, Werbe- und Kunstprojekte.

Als Frau ist Cornelia Baumgartner in ihrem Metier ein recht seltenes Exemplar in Vorarlberg – ihr selbst ist jedenfalls kein zweiter weiblicher Sounddesigner im Land bekannt. Uns auch nicht. Und deshalb haben wir die Tonkünstlerin in ihrer Wohnung in Bregenz besucht, wo sich auch ihr Tonstudio befindet.

Mit Musik aufgewachsen

Die Familie, in die Cornelia hinein geboren wurde, ist sehr musikalisch. Ihr Vater beispielsweise ist Drummer in diversen Bands (die bekanntesten sind wohl der „Bigbandclub Dornbirn“ und die „Oberstädter Stuben Musig“), „ich bin also mit Musik aufgewachsen“, sagt sie, „und habe im Alter von sechs Jahren begonnen, Klavier zu spielen, war in verschiedenen Musikgruppen dabei, habe im Schulchor gesungen“. Aufgewachsen ist sie mit Jazz und Klassik, durch die Jugendzeit ist sie gerockt, teilweise in Metal-Bands, in ihren eigenen Kompositionen findet sich auch ihre sensible Seite wieder. Sie habe immer schon gewusst, dass die Musik auch zumindest Teil ihres Berufes werden würde, sagt die Anfang-Dreißig-Jährige. „Mein Ziel war es zunächst, selbst eine CD zu produzieren – mit eigenen Werken natürlich.“ Cornelia Baumgartner war zwölf Jahre alt, als sie ihr erstes Lied komponiert: „Ich habe es meiner Oma geschickt. Daraus hat sich dann unsere ganz eigene Art der Kommunikation zwischen uns entwickelt. Ich habe Kassetten mit Songs bespielt und sie ihr zukommen lassen – andere schreiben Briefe, ich habe komponiert.“

Blickwinkel erweitern

Ihre Jugendträume, mit eigener Musik Geld zu verdienen, haben recht bald Bekanntschaft mit der realen Welt und dem Boden der Tatsachen gemacht, und Cornelia Baumgartner hat gemerkt, dass sie für ihre Leidenschaft den Blickwinkel ordentlich erweitern musste. Komponieren und mit Bands durchs Land ziehen waren eben nur kleine Schritte auf dem Weg in einen Musiker-Beruf, von dem sie auch selbstständig würde leben können. „Aber ich bin ohnehin eine sehr wissbegieriger Mensch und arbeite gerne an Herausforderungen, um ans Ziel zu gelangen, gebe ich dann schon auch mal 200 Prozent.“ Cornelia Baumgartner hat also „Intermedia“ an der Fachhochschule Vorarlberg studiert, hat dort – neben ihren musikalischen und auf das Hören ausgerichteten Vorlieben – auch die Welt des Grafischen und Visuellen für sich entdeckt.

Erste große Aufträge

Cornelia Baumgartner hat noch während des Studiums darauf geachtet, immer wieder ihre Fähigkeit, Geschichten zu vertonen, einbringen zu können. Nach diversen Studentenprojekten winkte schließlich ihr erster großer Auftrag: die Firma „Head“ gab ihr die Chance, mehrere Werbespot zu vertonen. „Unter anderem habe ich mit US-Skistar Ted Ligety zusammen gearbeitet und durfte ihn aufnehmen – das war wirklich eine coole Sache!“, schwärmt Cornelia Baumgartner. „Das war für mich der Start, von da an wusste ich, wo ich beruflich hin wollte. Als „Head“ meine Arbeit positiv beurteilt hat, wusste ich, dass ich das kann und dass meine Arbeit auch akzeptiert wird.“ Danach folgten Aufträge im Wirtschafts- und Kulturbereich – unter anderem im „Dornier-Museum“ in Friedrichshafen. „Dort habe ich im vergangenen Jahr die Soundkulisse für die „Star-Trek“-Sonderausstellung gemacht, die noch bis Juni läuft. Ich bin dafür verantwortlich, dass sich die Besucher fühlen, als würden sie sich direkt im Weltraum befinden.“ Momentan vertont die Sounddesignerin einen kompletten, 50-minütigen Dokumentarfilm, zeichnet für Musik und Geräusche der deutschen Produktion über eine Expedition durch Taiwan verantwortlich. Zu sehen ist die Doku dann im Frühling auf diversen Festivals weltweit.

Cornelia Baumgartners Soundkulisse zur „Star Trek“-Ausstellung im Dornier Museum in Friedrichshafen

Sprung in die Selbständigkeit

Vor der Gründung ihres eigenen Studios im vergangen Jahr hat Cornelia Baumgartner nebenher gearbeitet, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. „Allerdings ist mir das immer im Weg gestanden, das Angestelltsein nebenher hat mich immer ein bisschen gebremst. Wenn du selbständig bist, musst du raus, unter Menschen, auf Veranstaltungen, Kontakte knüpfen, netzwerken. Mit einem zweiten Job ist das nicht wirklich möglich. Ich musste schlussendlich ausbrechen und mein Ding durchziehen.“ Natürlich ist der Sprung in die Selbständigkeit immer mit einem gewissen Risiko verbunden, „bei mir hält sich das aber in Grenzen – ich muss ja keine Waren einkaufen, mein Equipment habe ich mir Schritt für Schritt in den vergangenen Jahren bereits angeeignet“. Nach ihren Erfahrungen ist der Markt hier im Vierländereck durchaus gegeben, man müsse eben buchstäblich die Ohren offenhalten und auf die Menschen zugehen.

Soundbibliothek für das Kino im Ohr

Arbeitsbereiche ändern sich mit dem Wandel der Zeit – „eine Professorin hat einmal zu uns gesagt, wir schaffen uns unsere Jobs eigentlich selbst“. Noch fristet der Soundbereich als berufliches Betätigungsfeld in Vorarlberg ein Schattendasein, „es ist eher ein Randbereich, als Frau bin ich da sowieso allein auf weiter Flur“. Immerhin muss man sich mit vielen Bereichen gleichzeitig befassen, nicht nur musikalisch, sondern auch technisch versiert sein, sich mit Film, Bild, Schnitt und Tonspuren auskennen. Und man muss Ideen haben – teilweise werden die Geräusche für den aktuellen Dokumentarfilm neu aufgenommen – unter Umständen raschelt da für den Laubboden unter den Füßen der Expeditionsteilnehmer eigentlich eine Alufolie. Cornelia Baumgartner hat sich inzwischen eine ganze Soundbibliothek zugelegt. „Ich erwecke damit Filme zu neuem Leben – mit allen Klängen, die es braucht, um den Moment für den Zuseher real werden zu lassen.“ Kein Wunder also, dass sich der Name für ihr Tonstudio aus den englischen Worten für „Kino im Ohr“ zusammengesetzt: „Cinemear“ .

Für die Zukunft kann sich die Sounddesignerin gut vorstellen, vermehrt für Kultur- und Tourismuseinrichtungen zu arbeiten – etwa die Audioguides für Stadt- und Museumsführer zu gestalten und zu revolutionieren, „das ist ein Bereich, der dringend überarbeitet gehört“, sagt sie, „die derzeitigen Guides sind vorwiegend Daten- und Fakten-orientiert, das geht besser, „auditives Storytelling“ nennen wir das in der Branche, also Geschichtenerzählen mit der entsprechenden Geräusch- und Tonkulisse, eine auditive Zeitreise sozusagen“.

Die Ideen (und erste Gespräche) sind also da – wir wünschen für die Umsetzung viel Erfolg!

Verfasst im Februar 2017

Nachtrag in unseren News:
7.12.2017: Sound Design von Cornelia Baumgartner im „vorarlberg museum“

1 Kommentar
  1. Martin Baur
    Martin Baur sagte:

    Hallo Cornelia,

    Die sound Geschichten von Deiner Produktion haben mir gefallen. (THEMA VORARLBERG MUSIK, Februar 2019).
    Nächstes feiert das Familienunternehmen sein 75 jähriges Jubiläum.
    Zwei Sound clips wäre mein Wunsch zu diesem Anlass zu produzieren.
    Was brauchen Sie als Werkzeug und welche Daten benötigen Sie, um ein Angebot zu machen?
    Für ein Vorgespräch und einen Termin Vorschlag freue ich mich.

    Martin Baur
    Penionist, 75, Gesellschafter
    +43 664 3405313

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