Dazu kam, dass sie gerade als Frau – noch dazu als blutjunge Reiterin – ganz vorne mitmischte. „Niemand hat mich damals wirklich ernst genommen, auch wenn ich wieder einmal allen weit davon geritten bin.“ Tägliches Training, Pferdeversorgen und Ausmisten noch vor der Schule, Sponsorensuche, Turniererfahrung sammeln – der Sport bringt eine gewisse Härte mit sich, räumt Iris nachdenklich ein, er ist vor allem hier im Land als wenig „fraulich“ angesehen worden, man galt eher als draufgängerisch. Und sie musste tatsächlich oft genug „ihren Mann stehen“, galt als unbefangen und nicht als „typische“, gesittete oder geordnete Frau, und das hat man sie auch spüren lassen. – Unbeirrt war Iris Murray dennoch jahrelang die erfolgreichste Reiterin ihrer Klasse in Vorarlberg. Sie hatte gelernt, dass der Gegenwind sie stärkte – mit jeder Hürde hat sich ihr Ziel verfestigt. Heute sagt sie, sie würde es trotz aller Rückschläge wieder genauso machen. „Man darf keine Angst davor haben, aus der Reihe zu fallen oder auch einmal ‘anders zu sein‘“, meint sie rückblickend. Ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, war zu der Zeit nach wie vor ihr erklärter Traum. Gleichzeitig wusste sie mittlerweile, dass das ohne finanziellen Hintergrund so gut wie unmöglich war. Neben ihrem Training, machte sie daher die Matura, finanzierte sich durch zahlreiche Nebenjobs ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule, arbeitete als Lehrerin, kurze Zeit sogar als Flugbegleiterin. Stehen zu bleiben und sich nicht weiterzubilden, kam für Iris Murray nie in Frage. Aber immer wieder kehrte sie in den Pferdestall zurück.
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