Marika Marte

Innenarchitektin

Die gebürtige Rankweilerin verhilft Privat- und Geschäftsgebäuden zu ihrem Innenleben: als selbständige Innenarchitektin sorgt sie dafür, dass aus Häusern ein Zuhause wird, und sie haucht alten Räumlichkeiten neuen Glanz ein. Als „ganz besondere Ehre“ bezeichnet sie etwa ein bevorstehendes Projekt in der „Villa Maund“ in Schoppernau, einem ehemaligen Jagdschloss und heutigem Veranstaltungsgebäude. Dort werden die Schlafzimmer schon bald einer „Kosmetik“ unterzogen und zusätzliche Bäder gebaut.

„Das Gebäude stammt aus den 1890er Jahren“, freut sich Marika Marte, „und es hat schon immer eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Obwohl die Innenarchitektin in ihrem Beruf oft dazu angehalten ist, ausgesprochen hochwertige und aufwändige Dinge zu gestalten, besinnt sie sich privat immer wieder gerne zurück auf das Ursprüngliche: „Ich sehe sehr viel Luxus, ja. Aber am Ende des Tages mag ich die ganz einfachen Dinge. Und das hängt sehr stark mit meiner Kindheit zusammen“, erzählt sie uns beim „Schwarz auf Weiß“-Interview in ihrem Büro in Muntlix:

Titelbild: ©Roswitha Schneider

Unerschütterliches Fundament

Marika Marte ist „ganz einfach und bodenständig aber wunderschön“ aufgewachsen. Liebevoll erzählt sie von ihrer Kinderzeit: „Unsere Familie hatte einen Metzgereibetrieb. Meine Brüder und ich waren viel in der Natur und im Stall bei den Tieren. Ich war Pfadfinderin, bin viel geritten, fischen und jagen gegangen. Ich war immer mehr wie ein Bursch, Außenstehende haben mich manchmal gar nicht als Mädchen erkannt“, lacht sie.
Die Ende-40-Jährige kann auf ein sehr stabiles Fundament in ihrem Leben verweisen. Ein Fundament, das sie bereits durch stürmische Situationen und Zeiten getragen hat und auf das die Innenarchitektin stets aufbauen konnte. „Das hat mir sehr viel Energie gegeben.“ – Das und ihr so wertvoller Freundeskreis, den sie zum Teil aus ihrer Kinder- und Jugendzeit ins Erwachsenenalter mitgenommen hat.

Fotografisches Gedächtnis für Inneneinrichtung

Nach der Schule und einem anschließenden Auslandsaufenthalt in Frankreich hat Marika Marte gut ein halbes Jahr in einer Tischlerei gearbeitet, bevor sie ihr Studium der Innenarchitektur in München-Rosenheim aufgenommen hat. „Gestalten hat mich immer interessiert, die Beschäftigung mit Lebensräumen von Anfang an fasziniert“, betont sie. Das sei damals schon ihren Eltern aufgefallen, die ihr erzählt haben, dass Marika als Kind schon so etwas wie ein „fotografisches Gedächtnis“ hatte, wenn es um Einrichtung ging: „Immer wenn wir in einem schön gestalteten Haus waren, konnte ich danach sämtliche Details beschreiben.“

Haus W. in Götzis; Foto: ©Adolf Bereuter

Haus W. in Götzis; Foto: ©Adolf Bereuter

Direkt nach ihrem Studium hat Marika Marte beim damaligen Büro „Baumschlager & Eberle“ eine Arbeitsstelle erhalten. „Ein namhaftes Büro für einen Einstieg, das ist mir schon bewusst“, erklärt sie. Sieben Jahre lang hat Marika Marte dort gearbeitet. Danach, als damals 30-Jährige, hat sie sich selbständig gemacht. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass einer meiner Chefs kurz zuvor zu mir gesagt hat: Marika, wenn du uns einmal verlässt, dann tu mir einen Gefallen und werde selbständig.“

Raumgestaltung gewinnt an Bedeutung

Hotel Berghof in Lech; Foto: ©Roswitha Schneider

Hotel Berghof in Lech; Foto: ©Roswitha Schneider

In den mittlerweile 19 Jahren ihrer Selbständigkeit (hier geht’s zur Homepage der Innenarchitektin) hat Marika Marte eine deutliche Aufwertung ihrer Branche erlebt. Der Stellenwert wachse zunehmend, analysiert sie: „Der Boden in Vorarlberg wird knapper und teurer, die Umgestaltung von bestehenden Gebäuden gewinnt an Bedeutung. Und da kommt dann die Innenarchitektur mehr und mehr ins Spiel. Die Nachfrage wird größer, es gibt auch immer mehr Fachleute, die sich auf Innenarchitektur spezialisieren. Eine Zeit lang hatte ich ja noch das Gefühl, ich wäre ziemlich allein auf weiter Flur…“.

Marika Marte erlebt gerade in jüngster Zeit, dass auch Architekten direkt auf sie zukommen: „Manche sind sich mit der Innengestaltung nicht so sicher wie mit der Gestaltung der Außenhaut. Denn während die Architekten sehr pragmatisch und eher streng arbeiten, fehlt ihnen mitunter der Mut zum Dekorativen. Teils herrscht da der alemannische, schlichte Gedanke vor, teils ziehen auch Vorschriften, Verordnungen und Gesetze ihre Grenzen. Dazu kommt: der Anspruch an die Architekten ist noch stark von der Zeitlosigkeit geprägt, in der Innengestaltung herrscht da bereits mehr Spiel.“

Keine Bilderanschau-Architektin

Trotz der intensiven Kooperationen und Auseinandersetzungen mit Bauherren und Handwerkern könne man aber auch als Innenarchitektin eine Art Grundstil, so etwas wie eine eigene „Handschrift“ entwickeln. Marika Marte etwa liebt den Mix aus hochwertigen, rohen, natürlichen und regionalen Materialien und noblen Details. „Wie beispielsweise die Mischung aus Holz und Samt: ich mag diesen Bruch, der sich daraus ergibt, sehr gerne.“

Ihre Arbeiten entwickeln sich während der Auseinandersetzung mit den Wünschen und Vorstellungen ihrer Klienten, während des Tuns: „Ich wachse gemeinsam mit meinen Bauherren in die Arbeit hinein, bis schlussendlich ein Ergebnis zustande kommt. Ich bin nicht die Bilderanschau-Architektin. Die Impulse kommen von mir selbst und der intensiven, kreativen Auseinandersetzung mit den Projekten und den Menschen, die mit mir zusammen arbeiten. Allerdings“, gesteht sie, „auch ich wünsche mir manchmal ein bisschen mehr Zeit für Inspirationsquellen. Das merke ich vor allem dann, wenn ich im Ausland bin. Da sauge ich alles auf, was mich fasziniert. Die Reisen bereichern meinen Horizont und lassen die Perspektive ändern.“

Bildinformation:
Gasthof Hirschen in Schwarzberg; Foto: ©Adolf Bereuter; Am Bach in Götzis; Foto: ©Angela Lamprecht

Ein Geben und Nehmen

Marika Marte motiviert ihre Bauherren dazu, ihre persönlichen Dinge in die Gestaltung mit einfließen zu lassen, etwa schöne Dinge von Reisen mit einzubeziehen, der Gestaltung eine persönliche Note zu geben. „Ich lerne jedes Mal, bei jedem neuen Projekt etwas Neues dazu. Es gibt Bauherren, die so viel Input bringen, dass mich das total inspiriert. Ich habe es oft mit sehr interessanten Menschen zu tun, mit Menschen, die viel gereist sind, viel erlebt und tolle Ideen haben. Das sind dann sehr bereichernde Projekte.“ Im Idealfall sei es ein „Geben und Nehmen“. Die schönsten Projekte hängen für Marika Marte deshalb nicht nur mit den Objekten an sich zusammen, sondern immer auch und ganz besonders mit den Menschen, die dahinter stecken.

Bildinformation: Wohnung Alge-Hämmerle in Hard; Foto: ©Angela Lamprecht

Bewusst Zeit nehmen

Bis heute ist die Innenarchitektin sehr naturverbunden geblieben: „Ich schöpfe aus der Natur meine Kraft. Ich bin dadurch sehr geerdet und glaube, dass das auch der Grund ist, warum ich mich nicht so schnell verunsichern lasse.“ Marika Marte ist Alleinerzieherin und Mutter von Zwillingsbuben. Der Spagat zwischen Arbeit und Familie ist ein ganz ordentlicher: „Mein Zeitplan ist straff, aber ich habe gelernt, dazwischen auch abzuschalten. Meine freien Stunden sind dann auch tatsächlich meine Freizeit. Das wissen auch meine Bauherren. Es ist alles eine Frage der Vorbereitung und Organisation.“

Wälderhaus in Schoppernau; Foto: ©Roswitha Schneider

Wälderhaus in Schoppernau; Foto: ©Roswitha Schneider

An erster Stelle stehen für Marika Marte Familie und Freunde. Und sie hat das Gefühl, dass das auch gutgeheißen und respektiert wird: „Es war in der ersten Zeit nach meiner Trennung nicht ganz so einfach, wie sich das jetzt anhört. Es war ein anstrengender Klimmzug. Aber mit der Zeit habe ich dazugelernt, ich bin froh und dankbar, dass ich immer selbständig war und auf eigenen Beinen stehen kann. Ich liebe mein Leben so, wie es jetzt ist. Ein bisschen mehr Zeit für mich wünsche ich mir vielleicht noch“, schließt sie nachdenklich ab. „Zeit, um wieder ein bisschen mehr in die Berge gehen zu können, in der Natur zu sein. Zeit, um die Dinge, die man schnell noch machen muss, eben doch ein bisschen weniger schnell erledigen zu können…“.

Verfasst im Jänner 2019

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